Themen

Für mehr Wettbewerbe

31. Januar 2014

Diskussion im Deutschen Architekturmuseum erbrachte ein eindeutiges Votum.

Es bleibt dabei: In Hessen werden zu wenig Architekten- und Planungswettbewerbe ausgelobt. Zu diesem übereinstimmenden Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, zu der der BDA Hessen am 27. Januar 2014 in das Deutsche Architekturmuseum DAM in Frankfurt am Main eingeladen hatte.
Susanne Wartzeck, Vorsitzende des BDA Hessen, wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass die Diskussion über Wettbewerbsarbeiten ein wichtiger Teil einer öffentlichen Auseinandersetzung darüber ist, wie wir unsere gebaute Umwelt gestalten wollen. „Architektur ist eine öffentliche Angelegenheit und deswegen hat die Öffentlichkeit auch ein Recht auf transparente Verfahren, auf solche, in denen die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Ergebnis am größten ist.“

In der anschließenden, von Matthias Alexander (FAZ) moderierten Diskussion wurde deutlich, dass vor allem zwei Faktoren das Wettbewerbswesen belasten: Die geringe Anzahl der Verfahren einerseits und andererseits die Überfrachtung der Wettbewerbe mit bürokratischen Elementen, die vom Gesetzgeber nicht gefordert werden. Darauf, dass es kaum ein Land in Europa mit der Dichte an Architekten gebe wie Deutschland, verwies Peter Schmal, Direktor des DAM. Daher versuche man auf bürokratischem Wege, den Wettbewerb in den Griff zu bekommen – das aber gehe zu Lasten der Verfahrensqualität. Alexander Wetzig, als Bürgermeister der Stadt Ulm Vertreter der kommunalen Auslober auf dem Podium, beklagte, dass es zu wenig um den Wettbewerb der Ideen gehe und die Bedeutung des Entwurfs bei der Vergabeentscheidung gesunken sei. Ziel der Auslober sei viel eher ein rechtssicheres Verfahren.

Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen AKH und der Bundesarchitektenkammer BAK setzte dem entgegen, dass die Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen VOF den Berufsstand begünstige, da die Kommunen nun nicht mehr wie vor der Einführung der VOF bei der Vergabe lediglich an das Haushaltsrecht gebunden seien. Architekten sollten sich aber nicht bei Auslobern dafür bedanken , dass sie Wettbewerbe durchführen, sondern sie viel mehr dazu beglückwünschen. „Bei einem Architektenwettbewerb gibt es immer einen Gewinner, und dieser Gewinner ist der Bauherr“, so Ettinger-Brinckmann.

Auf das andere Hauptmanko der aktuellen Wettbewerbspraxis verwies Brigitte Holz, BDA-Spitzenkandidatin der anstehenden Kammerwahl und Präsidiumsmitglied der AKH: Es werden schlicht zu wenige Wettbewerbe ausgeschrieben. Sie forderte, dass die Vergabe von Fördermitteln an die Durchführung von Wettbewerben gebunden sein müsse. Anders als in anderen Bundesländern werden in Hessen Wettbewerbe im Rahmen der Vergabe von Städtebaufördermitteln nicht in vollem Umfang gefördert. Dabei ermöglichten Wettbewerbe die perfekte Produkt-, Prozess- und Dialogkultur. „Ich spreche mich sehr für den zweiphasigen offenen Wettbewerb aus: mit einer Konzentration auf Entwurfsideen in der ersten Phase und einer vertiefenden zweiten Phase, in der die Teilnehmer auf der Basis der ersten Phase ausgewählt werden.“ Sollte die Zahl der Teilnehmer begrenzt werden, sollten diese neben wenigen zugeladenen durch das Los bestimmt werden. „Als Zugangsvoraussetzung muss dann die Kammerzugehörigkeit genügen“, forderte Holz.

Kirsten Worms vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst betonte, dass das Land Hessen sich sehr für Architektenwettbewerbe einsetze, dabei aber darauf achte, dass die der Aufgabe entsprechenden Kriterien Berücksichtigung finden.

Felix Waechter, Architekt und mehrfacher Wettbewerbssieger, nahm die Architekten in die Pflicht: Sie selbst könnten durch ihr Verhalten mit dazu beitragen, dass die Wettbewerbssieger beauftragt werden, in dem sie zum am Wettbewerb anschließenden Verhandlungsverfahren nicht antreten, wenn sie nicht Träger des ersten Preises sind. Aber auch ohne diese Solidarität erhalte der Träger des ersten Preises den Auftrag so häufig, wie es vor der Bindung an europäische Dienstleistungsrichtlinien der Fall gewesen sei.
Hauptproblem sei vielmehr, dass die wenigsten öffentlichen Vergabeverfahren als Wettbewerb durchgeführt werden. Wenn hier die öffentliche Hand ihre Verantwortung für Baukultur wahrnehme, würden viele der Probleme, die sich aus der jetzigen Praxis ergeben, gelöst werden: Junge, kleine und regionale Büros hätten dann zwangsläufig die Chancen, die ihnen heute vorenthalten werden.

Downloads