Themen

Nachruf Prof. Dr. h.c. Max Bächer (1925 – 2011)

14. Februar 2012

Der BDA Hessen trauert um sein Ehrenmitglied

Der Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen trauert um sein Ehrenmitglied Prof. Dr. Max Bächer. Als Juror, Autor, Lehrer und Architekt hat er sich mit großer Leidenschaft, mit Witz und Gründlichkeit für die Architektur als eine umfassende Verwirklichung des Menschseins eingesetzt.

MaxBaecher
MaxBaecher
Max Bächer

Max Bächer wurde am 7. April 1925 in Stuttgart geboren. Er studierte von 1946 bis 1951 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und am Georgia Institute of Technology in Atlanta. Nach der Mitarbeit in den Büros von Bodo Rasch und Paul Stohrer gründete er 1956 in Stuttgart ein eigenes Architekturbüro. Von 1964 bis 1994 lehrte er als Professor für Entwerfen und Raumgestaltung an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1975 gründete Max Bächer ein Zweigbüro in Darmstadt und übergab 1980 das Stuttgarter Büro an seinen Büropartner H. G. Lie. 1981 war er Gastprofessor an der Tong-Ji-Universität (Shanghai).

Zu seinen wichtigsten Bauten gehört die 2005 renovierte Villa Windstosser in Stuttgart (1959), das Krematorium auf dem Waldfriedhof Leinfelden in Leinfelden-Echterdingen (1973), das Justizgebäude in Freiburg im Breisgau (1986), die Wassersportanlagen für die Olympischen Spiele in Barcelona (1992) und der Parkfriedhof Heiligenstock in Frankfurt am Main (1993).

Bächer war Mitglied unzähliger Preisgerichte, viele davon leitete er als deren Vorsitzender. Er gehörte verschiedenen Städtebau-, Planungs- und Gestaltungsbeiräten an, darunter in Dresden, Bremen und Salzburg, aber auch in Pfullingen: Wenn es um die Sache, um gute Architektur ging, achtet er nicht darauf, ob es der eigenen Reputation nützte. In den Städten, in denen er lebte, in Stuttgart und in Darmstadt, konnte auf seine unbestechliche Stimme in öffentlichen Auseinandersetzungen gezählt werden.
Neben seiner Tätigkeit als Juror, Architekt und Hochschullehrer arbeitete Bächer auch als Autor. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, unzählige Aufsätze für Fachzeitschriften, Bücher und Tageszeitungen verfasst und war zwanzig Jahre lang Redaktionsmitglied der BDA-Zeitschrift „der architekt“.

Max Bächer wurde 2003 die Ehrendoktorwürde der Bauhaus-Universität Weimar verliehen. 2007 erhielt er den Literaturpreis der Deutschen Architekten- und Ingenieurverbände DAIV für sein schriftstellerisches Werk, 2009 verlieh ihm der BDA Hessen die Ehrenmitgliedschaft für sein lebenslanges Engagement für Bau- und Stadtbaukultur.

Es war ein Engagement, das förderte und forderte: Die Ernsthaftigkeit, mit der er selbst sich der Architektur widmete, die Leidenschaft, mit der er Kollegen unterstützte und gute Architektur gegen eindimensionale Bewertung, gegen die Zerstörung und Entstellung verteidigte, forderte er auch von anderen. Es empörte ihn, wenn man es sich zu einfach machen wollte. Mit Architektur lediglich Geld verdienen zu wollen, war ihm Verant wortungslosigkeit, Geschmack bedeutete für ihn mehr als unhinterfragbare Meinung des Einzelnen und er wehrte sich gegen jede noch so harmlos daherkommende politische Vereinnahmung von Architektur durch die Politik – beispielsweise unter dem schwammigen, gebrauchten Begriff der Baukultur. Von ihr, so kritisierte er 2004, „glaubt ohnehin jeder etwas zu verstehen, weshalb nicht definiert zu werden braucht, was man darunter versteht.“ Vehement warb er für einen umfassendes Verständnis: „Nicht das einzelne Werk kündet von der Baukultur einer Zeit, sondern das bewusste und koordinierte Zusammenwirken aller Teile zu einem vielfältigen Ganzen.“

In der Laudatio zur BDA Ehrenmitgliedschaft wies Arno Lederer 2009 hin auf die schönen Häuser, die Bächer gebaut hat, auf dessen Texte, die man ebenso gerne lese wie man die Räume, die er entworfen hat, gerne betrachte. Lederer machte aufmerksam auf die vielen ersten Preise, die Bächer als Richter in Jurys aus der Taufe gehoben habe: „Alles für sich genommen vorbildlich“. Lederer vermutete aber, dies sei noch nicht hinreichend der Grund, jemanden mit einer Ehrenmitgliedschaft auszuzeichnen. „Nein, es ist zweifelsohne dieses bedingungslose und selbstlose Eintreten für die Architektur – das Wort Beruf, dessen zweite Silbe Ruf die eigentliche Erklärung seiner Haltung liefert.“

Am 11. Dezember 2011 ist Max Bächer in Darmstadt gestorben.