Themen

BDA kritisiert Äußerungen des Stadtkämmerers Becker zum Stadthaus-Projekt

12. Oktober 2010

Mit Verwunderung und Verärgerung nimmt der Bund Deutscher Architekten die Äußerungen des Frankfurter Stadtkämmerers Uwe Becker zur Kenntnis, dass das „Stadthaus am Markt“ über dem Archäologischen Garten nicht gebaut werden solle.

Der nach einer zweiten Überarbeitung als Sieger ermittelte Entwurf von Meurer Architekten Stadtplaner, Frankfurt, in Kooperation mit cba Christian Bauer & Ass. Luxembourg, habe ihn nicht überzeugt, der Bau ließe sich finanziell nicht vertreten. Mit diesen Äußerungen diskreditiert Becker Fachgremien und das durchgeführte Verfahren, wendet sich gegen bestehende Beschlüsse und schadet der Planungskultur.

Es ist gut und richtig nach einer ersten Stufe eines Wettbewerbsverfahrens, die man angesichts der Offenheit hinsichtlich Programm und Größe besser als Ideen- denn als Realisierungswettbewerb hätte ausloben sollen, eine zweite Stufe auf den gewonnenen und formulierten Erkenntnissen zu betreiben. Dass es danach einer dritten Stufe bedarf, mag der Komplexität der Aufgabe und der Vielzahl der Interessen geschuldet sein, ist aber gleichwohl schwer nachvollziehbar, da sich über die diesem Verfahrensschritt zugrunde liegenden Kriterien früher hätten Klarheit herstellen lassen können. Solange das Verfahren und die Jurykriterien transparent sowie die Honorierung für diese Leistungen auskömmlich sind, entspricht das aber durchaus Vorgängen innerhalb demokratischer Gemeinschaften und kann akzeptiert werden, wenn es letztlich dazu dient, die beste Lösung zu finden und über sie Einvernehmen zu erzielen.

Was hingegen nicht sein darf, dass erstmalig nach diesem dritten Verfahren durch den Kämmerer der Stadt Frankfurt erhebliche Zweifel an der grundsätzlichen Finanzierbarkeit geäußert werden. Über das Engagement und die investierte Zeit der Teilnehmer wie der Jurymitglieder, der Bearbeiter und der übrigen am Verfahren Beteiligten wird hiermit auf unzumutbare Weise geringschätzig hinweg gegangen. Nicht genug damit: Uwe Becker übt im gleichen Zug architektonische und städtebauliche Kritik an dem durch eine Jury aus Fach- und Sachpreisrichtern gekürten Entwurf. Es gehört zu den großen Vorteilen innerhalb einer Demokratie, kundige Gremien mit der Findung von Lösungen zu besonderen Aufgabenstellungen zu betrauen. Im Nachhinein die Entscheidung dieser gebündelten Kompetenz zu kritisieren und dies mit den Machtmitteln des eigenen Ressorts zu unterfüttern, wirft ein schlechtes Licht auf das politische Selbstverständnis dieses Kämmerers und sät über die Stadtgrenzen hinaus Misstrauen bei Architekten und Planern, die die Partner der Stadt bei der Suche nach den besten Lösungen für deren weitere Entwicklung sind und sein werden. Der BDA erwartet daher vom Bauherrn, der Dom Römer GmbH und von deren alleiniger Gesellschafterin, der Stadt Frankfurt am Main, dass sie zu dem durchgeführten Verfahren steht und dem ausgezeichneten Projektteam das Vertrauen für die weitere Bearbeitung schenkt.

Prof. Zvonko Turkali
Vorsitzender BDA Hessen

Till Schneider
Vorsitzender BDA Frankfurt